Man glaubt es erst, wenn man dort gewesen ist.

„Wir sind doch nicht schuld am Vergehen der Nazis“.

Diese Reaktion von Jugendlichen hören die Lehrer*innen häufig, wenn das Thema „Holocaust“ im Geschichts- und Ethikunterricht behandelt wird. Und „nein“ natürlich ist die heutige Generation nicht schuld am „Holocaust“. Doch sie könnte sich schuldig machen. Dies erkannten die Schüler*innen während der Gedenkstättenfahrt, die wir an der Reinhold-Burger-Schule mit dem gesamten 10. Jahrgang erstmals im Schuljahr 2020/21 durchführten. Und der Erfolg dieser Reise in die Vergangenheit brachte uns dazu, die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz fest in unser Schulprogramm zu etablieren.

Aber von vorn: Anfang September 2020 starteten wir mit zwei Bussen Richtung Polen. Krakau war unser Ziel. Nach einem Abend Freizeit und einem Tag Stadtführung waren sich die Jugendlichen einig: Krakau ist wirklich sehenswert und erinnert unsere Schüler*innen an Berlin: „Es ist genauso quirlig, modern und alternativ“, bemerkt eine Schülerin im Auswertungsgespräch.

Krakau war vor Beginn des zweiten Weltkrieges eine Stadt mit vielen jüdischen Bürger*innen. Bereits im 15. Jahrhundert wurde ihnen ein autonomes Viertel zugewiesen. Über Jahrhunderte lang wohnten nebeneinander jüdische und christliche Nachbarn im Wohlstand und Eintracht. Wir besuchten daher am zweiten Tag unserer Reise verschiedene Synagogen und jüdische Friedhöfe. Mit der Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten wurde das jüdische Viertel zu einem jüdischen Ghetto, welches wir auf unserem Ausflug ebenso besuchten wie Schindlers Fabrik. Als Vorbereitung darauf sahen wir uns im Vorfeld der Reise den ausgesprochen bewegenden Film „Schindlers Liste“ an.

Am zweiten Tag durften die Schüler*innen außerdem einem Zeitzeugen-Gespräch beiwohnen. Dies war eine gute Vorbereitung auf das, was wir am dritten Tag sehen durften: Auschwitz/Birkenau – ein Lager, das ausschließlich zur Vernichtung von Menschen, insbesondere Juden erbaut wurde. Sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen waren ergriffen von dem, was sie sahen. In mehreren Auswertungsgesprächen hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, das Gesehene zu verarbeiten und zu reflektieren. So sind zum Beispiel auch großartige Gedichte entstanden, die wir im Schulgebäude ausstellen.

Am Ende der Reise war uns allen klar, dass wir zwar nicht verantwortlich sind für das, was geschah – Wir es aber nicht wieder geschehen lassen dürften. Ein Großteil der Jugendlichen war sich einig: „Man glaub es erst, wenn man es sieht. Jeder muss davon wissen. Das ist nun unsere Aufgabe.“