In der zweiten Novemberwoche arbeiteten 7 Schüler*innen der RBS gemeinsam mit dem Künstler Christoph Vieweg und zwei Lehrerinnen an einer weiterführenden Karte zum Audioguide „Pankohr“. Für diesen Audioguide hatten letztes Jahr Schüler*innen ausgewählte Orte in Pankow geschichtlich erkundet und ihre dabei entstandenen, selbst geschriebenen Texte und Höreindrücke gemeinsam mit der Künstlerin Heidrun Schramm und der Unterstützung des M24 in einer Projektwoche vertont. Heraus gekommen war ein Audioguide, mit dessen Hilfe die vorgestellten Orte in Pankow eigenständig erkundet werden können.

Zu den im Audioguide vorgestellten und von uns auch für die Pankmap aufgesuchten Orten gehörten:

  • das Rathaus Pankow,
  • die Reinhold-Burger-Schule,
  • das Frauengefängnis,
  • der Bahnhof Pankow,
  • und der Bürgerpark.

Hinzugekommen sind nach unseren eigenen Interessen:

  • die Alte Mälzerei,
  • die Kirche Pankows,
  • eine Märchenfigur im Paule Park,
  • das Reinhold-Burger Grab,
  • das Schloss im Schlosspark Pankow,
  • und der Bunker in der Schönholzer Heide.

Nach einem ersten Kennenlernen untereinander – wo sich herausstellte, dass einige der Schüler*innen schon im ersten Workshop beteiligt waren und ihr Wissen weitertragen konnten – wurde der Audioguide vorgestellt und gemeinsam gehört.

Anschließend machten wir uns mit Stiften, Papier, Fotoapparaten und Handys auf den Weg zum Rathaus Pankow, zur Reinhold-Burger-Schule und zum Bürgerpark, um erste Erkundungen vor Ort unter Nutzung des „Manifestes“ des Künstlers Christoph Vieweg aus der JUKs, der uns diese Woche anleitete, anzufertigen.

Mit Zeichnungen, Fotos, Video und Text sollte ein Ort und seine Stimmung erfasst werden. Augenmerk bei der anschließenden Reduzierung und Weiterentwicklung der Zeichnungen lag dabei auf dem Herausfiltern der charakteristischen Merkmale und dessen Wiedererkennungswert auf der geplanten Karte.

Nach anfänglichen Zeichnungen mit Bleistift und Fineliner zeigte uns der Künstler auch die Nutzung von Tusche. Zur Reduzierung der Linien und Formen war der Einsatz von Tusche für einige Schüler*innen ein nützliches Hilfsmittel und wurde besonders am zweiten Tag genutzt. Schön war zu beobachten, dass neben schwarz auch andere Tuschefarben, wie Blau und Türkis, zur Anwendung kamen.

In unseren Tagen der weiteren, auch historischen Erkundung fanden wir besonders interessant, dass

  • der Bahnhof Pankow von dem Schüler, der die Vertonung vorgenommen hatte, nochmals aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wurde, und er andere kleine Details wahrnahm.
  • im Schloss Schönhausen die Initialen „EC“, die vorab vom Giebel des Schlosses abgezeichnet wurden, für die Königin Elisabeth Christine stehen.
  • der Bunker in der Schönholzer Heide zum ehemaligen „Luna-Park“, einem Zwangsarbeiterlager in Pankow, gehörte.
  • Reinhold Burger im Friedhof am Bürgerpark begraben wurde.

Einige der Schüler*innen versuchten nach dem Zeichnen Schriften zu finden, die zur Zeichnung des Bauwerkes bzw. Denk- und Grabmals passten. Mit Farbe und Schriftform wurde experimentiert, aber es wurde schnell klar, dass der Schwerpunkt der Arbeit auf dem Zeichnen und der Reduzierung der Zeichnungen lag, und Schrift nicht das Thema erster Wahl war.

Um die zeichnerischen Erkundungen in Form zu bringen und eine Art Karte zu entwickeln, wurde am nächsten Tag das Straßensystem unter die Lupe genommen. Dabei gab es zunächst sehr einfache Ergebnisse, da wir festgestellten, dass das Straßennetz zunächst gerade und nicht schräg oder kurvig konstruiert worden war. Mit seiner allmählichen Ausweitung wurde das Straßennetz aber wirrer, da Straßen nun nicht mehr geradlinig verliefen, sondern „irgendwie“ angebaut werden mussten. Dies stellte für die Gruppe eine Herausforderung in der zeichnerischen Übertragung auf die große Papierfläche dar. Aber am Ende des Tages entstand eine große Papierfläche mit passenden Straßenverläufen und der Zuordnung der gewählten Orte an der richtigen Stelle.

Anschließend machten sich Kleingruppen erneut auf den Weg und erfassten zeichnerisch noch Bäume, Autos, Fahrräder, Laternen etc., um unsere geplante Karte mit Leben füllen zu können. Heraus kamen witzige, kleine Detailzeichnungen, die wir am nächsten Tag für unsere große Karte verwenden wollten.

Der letzte Tag, der auch der Präsentationstag war, bestand noch einmal in intensiver Arbeit an der großen Pankowkarte. Wir schnitten, rissen und klebten alle möglichen Farben und Formen von Papier. Nach und nach entstand eine bunte, lebendige fantasievolle Stadt­landschaft. Utopische Fahrradwege begrenzten Straßen und Parklandschaften, schwarze geklebte Outlines begrenzten die Räume. Immer wieder wurde gemeinsam besprochen, wo unsere gezeichneten Bauwerke lagen und wo wir welche Farb- und Bildflächen verwenden konnten, um eventuell schon durch die Farbe und die Bildmusterung zu verdeutlichen, dass dort beispielweise ein Park zu finden ist.

Bei der Präsentation in der Aula legten wir unsere große Pankowkarte auf den Boden und ordneten unsere Zeichnungen dazu, um zu verorten, wo sich welches Besichtigungsziel finden lässt. Wir begrüßten gemeinsam unsere kleine Anzahl an Gästen und rekapitulierten in einem Frage-Antwort-Spiel unsere intensive Arbeitswoche.

Konzentriertes, interessiertes, selbständiges Arbeiten wechselte sich in dieser Woche ab mit gegenseitigem Betrachten und Beurteilen sowie hilfreichen Tipps untereinander. Es war eine sehr konstruktive, kreative und vor allem wertschätzende Stimmung, die es uns ermöglichte, bekanntes und sicheres Terrain zu verlassen und Neues zu probieren, d.h. neue stilistische Mittel zu erforschen und zu nutzen, um eine eigene charakteristische zeichnerische Formensprache zu entwickeln. Der Künstler Christoph Vieweg begleitete uns auf unserem zeichnerischen Weg mit Respekt, Anerkennung und viel Einfühlungsvermögen. Wichtig war ihm besonders unser Mut zu zeichnen, ohne dabei auf das stereotype Schönheitsbild zu achten, also ohne eine 1:1-Übertragung im Sinn zu haben. Seine Anleitungen, Tipps und Ideen brachten alle Schüler*innen zu sehenswerten Ergebnissen mit einer jeweils eigenen Zeichensprache, die zum Weiterarbeiten einlädt und motiviert.