Am 21. September ist erneut Welttag der Dankbarkeit.

Und an der Reinhold-Burger-Schule sind LehrerInnen und SchülerInnen dank der Initiative unserer Lehrerin Frau Poul bereits gut in Übung.

Über die Zeitspanne von mehr als einem Jahr hinweg hat Frau Poul uns immer wieder mit Impulsen dazu eingeladen, im Alltag innezuhalten und Dankbarkeit in ihren unterschiedlichen Aspekten zu empfinden und auszudrücken.

Und aus diesen hartnäckigen, bunten und liebevollen Impulsen ist nun die dankBAR entstanden – ein Projekt in Zusammenarbeit mit den Kulturagenten.

Diese hatten bei einem Netzwerktreffen Frau Pouls Impulse kennengelernt und gleich beschlossen: Die brauchen wir für unsere Materialbox!

Stefanie Ippendorf illustrierte alle 13 Impulse. Und fertig war das Werk, was fortan stadtweit die Menschen anregen möchte, innezuhalten und sich selbst und der Welt etwas Gutes zu tun.

Hier kommt die dankBAR: zum Sichten, Ausprobieren, Übernehmen und Dankesagen!

Begeistert von diesem Projekt wollten wir von Frau Poul genauer wissen, wie es zu all dem gekommen ist:

Frau Poul, auf Ihre Initiative hin ist die dankBAR entstanden, die nun zusammen mit den Kulturagenten öffentlich geht. Wie ist es dazu gekommen? Brauchten wir Nachhilfe im Dankbar-Sein?

Frau Poul: Die Reinhold-Burger-Schule ist schon immer eine Schule gewesen, die eine hohe Dank- und Anerkennungskultur lebt. Das ist mir vor allem bei unseren Konferenzen und Schuljahresabschlüssen aufgefallen, bei denen sich unser damaliger Schulleiter Guido Landreh viel Zeit genommen hat, Lehrer zu verabschieden und Menschen hervorzuheben, die in besonderer Weise gewirkt haben.

Auch mit den SchülerInnen haben wir in allen Klassen einen Klassenrat, welcher Dank- und Anerkennungsrunden praktiziert. Oder auch auf das Positive ausgerichtete Fragen stellt wie: „Worauf freust du dich am Wochenende? Was war besonders schön?“ Und auch im Logbuch haben wir so ein kleines Fenster, in das die SchülerInnen notieren, was das Highlight der Woche war. Wir geben dem Positiven also bereits regelmäßig Raum und Aufmerksamkeit und pflegen insgesamt einen sehr wertschätzenden Umgang miteinander.

Dennoch geht es im Strudel des Schulalltags schnell wieder unter, sich gewahr zu werden: Wofür bin ich eigentlich dankbar? Auch im ganz Kleinen!

Deshalb wollte ich, dass wir unsere Wertschätzung nicht nur explizit aufgrund von besonderen Leistungen oder Geburtstagen und Verabschiedungen ausdrücken, sondern noch alltäglicher. Und daraus entstand dann die Aktion mit den Impulskarten.

Alle zwei Wochen habe ich dem Kollegium einen kleinen Vorschlag reingereicht, Dankbarkeit oder Anerkennung ganz praktisch zu üben. Diese Vorschläge waren sowohl für LehrerInnen als auch für SchülerInnen gedacht.

Was super funktioniert hat, war eine der ersten Übungen: Innerhalb eines Teams haben sich Mitglieder gegenseitig anonym per Los gezogen, um dann dem/derjenigen, den man gezogen hat, eine Woche etwas Gutes zu tun. Man stellt ihr/ihm was Nettes auf den Tisch, hilft ihm/ihr, macht ein Kompliment. Das hat wohl sowohl den LehrerInnen als auch den SchülerInnen viel Spaß gemacht.

Andere Übungen haben noch weniger Zeit in Anspruch genommen. Etwa eine Kompliment-Dusche: Jemand darf sich dafür in die Mitte setzen und sich diese Flut an Komplimenten abholen. Das braucht im Grunde nur zwei Minuten, und kann soviel auslösen!

Nach genau solchen Impulsen habe ich dann weiter gesucht. Die sich gut in den Alltag integrieren lassen. Die nicht allzu viel Zeit brauchen, aber dennoch sofort dieses Gefühl erzeugen: dieses Aufatmen, diese Wärme und Entspannung.

Ein anderer Impuls, den ich dann reingegeben habe, forderte dazu auf, mit der Umwelt, mit der Erde dankbarer umzugehen. Z.B. auf dem Nachhauseweg mal etwas Müll aufzuheben. Innezuhalten und die Natur zu sehen und wertzuschätzen. Sie nicht für selbstverständlich zu nehmen.

Aber das ist so ein Balance-Akt. Einzuladen, sich auf einen inneren Moment einzulassen, mal innezuhalten und still zu werden und nicht gleichzeitig das Gefühl zu erzeugen: „Ach herrje, noch eine Aufgabe mehr, die ich zu bewältigen habe. Jetzt muss ich auch noch Dankbarkeit üben. Da habe ich doch gar keine Zeit für.“

Denn ich bin immer wieder auch auf die Erfahrung gestoßen, dass für eine derartige Praxis zumindest in unseren Köpfen oft die Zeit zu fehlen scheint. Wir denken immer vor allem daran, was es noch alles zu bewältigen gilt und bleiben in einem Leistungs- und Mangeldenken stecken. Wir müssen immer noch irgendwo hin. Es müssen Dinge erledigt werden. Und dieses konstante Müssen bringt uns leider so häufig von uns selber weg. Wir sind mit den Gedanken ständig im Außen und können gar nicht mehr fühlen, was gerade da ist. Das kann uns wirklich gestresst und unglücklich machen und letztendlich sogar krank.

Deshalb hat die Fähigkeit, Dankbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung zu empfinden, auch sehr viel mit Resilienz zu tun.

Das heißt, Dankbarkeit zu üben ist auch eine Möglichkeit, weg vom Stress, der Angst, den Sorgen zu kommen?

Ganz genau. Frieden fängt ja auch bei mir selber an. Mit meiner Selbstanerkennung. Frieden mit dem, wer ich selber bin, was ich geschaffen habe. Auch das lohnt sich, täglich mehr in den Blick zu nehmen.

Vielen Dank, Frau Poul, für das interessante Gespräch und diese tolle Aktion!