Bereits im Frühjahr haben wir über das wirklich schöne Projekt „Zaunkönig*innen“ innerhalb der Initiative Urbane Botanik berichtet. (Hier geht’s zu dem Artikel.)

In Kooperation mit der Kurt-Tucholsky-Schule hatten unsere Schüler*innen „Räume des Gemeinschaffens“ kreiert. Bei uns wurden dazu im Herbst 2020 auf dem Schulhof Hochbeete installiert und im Frühjahr kreativ gestaltete Stoffbahnen als eine Art künstlerische Überbrückung von den Hochbeeten über den Bauzaun gespannt.

Im Frühsommer hatten Schüler*innen und Lehrer*innen zusammen mit der Künstlerin Katharina Heilein dann mit großem technischen Gespür Rankhilfen gebaut, die den gesäten Garten-Kletterpflanzen einen Weg zur benachbarten Baustelle schaffen sollten. Würden sie auf der Hälfte des Weges vielleicht mit wilden Pflanzen der Baustellen-Brache zusammentreffen?

Frühjahr und Sommer brachten jedenfalls jede Menge Grün hervor! 🙂

Am 22. September bekamen wir dann die Gelegenheit, unsere Ergebnisse zu präsentieren. Die Kulturagenten hatten zusammen mit Kollektives Lernen zur erneuten Sonderveranstaltung PAM („Prinzip Alles Möglich“) eingeladen: Das Format stellt in unterschiedlichen Orten in Berlin die Frage, wie wir gemeinschaftlich zu einer sozial und ökologisch gerechteren Stadt beitragen können. Mit von der Partie waren auch Schüler*innen der Kurt-Tucholsky- und Heinz-Brandt-Schule.

Der Nachmittag begann bei uns auf dem Schulhof mit einer fröhlichen Begrüßungs- und Vorstellungsrunde, und die verantwortliche Künstlerin Katharina Heilein berichtete zusammen mit unser betreuenden Lehrerin Henrike Seren vom Projektverlauf, dem komplizierten Bau der Rankhilfen und den Besonderheiten der Bepflanzung. Unsere Hochbeete und Pflanzen präsentierten sich im schönsten Spätsommerlicht, und zur genaueren Anschauung gab es eine begehbare Fotoausstellung.

Unser großer Dank galt dabei auch den lokalen und überregionalen Kooperationen dieses Projekts. Die Samen der ausgesäten Zierwinde hatten wir z.B. bereits letzten Herbst im Rahmen der PAM II von der Friedensburgschule erhalten. Und die vorübergehend angebrachten Pflanzenvliese waren in Zusammenarbeit mit Schüler*innen der Kurt-Tucholsky-Schule entstanden. Diese wurden nach deren Abbau von den Schüler*innen der KTO weiter zu einem großen mobilen Paravent verarbeitet, mit dem sie wilde Brachflächen in Pankow erkundeten und sich zu eigen machten.

Um Brachflächen und Kooperation ging es dann auch den Rest des Nachmittags, wo noch eine ganz besondere Aktion auf uns wartete: Die Künstler*innen von Club Real entführten alle auf einen performativen Spaziergang durch Pankow hin zur Osloer Straße. Und stellten dabei Fragen wie: Wem gehört eigentlich die Stadt? Wer lebt auf öffentlichen Grünflächen und wer entscheidet, was dort passiert? 

Die Antwort des Künstlerkollektivs: eine Organismendemokratie!

Am Parlamentsstandort dieser Demokratie – auf dem Gelände der Osloer Straße 107/108 – haben alle hier ansässigen Lebewesen, von der Schnecke über den Eschenahorn bis zum Wurzelknöllchenbakterium, die gleichen politischen Rechte.

Bei unserem Besuch vor Ort konnten wir den parlamentarischen Gesprächen dieser Organismendemokratie lauschen und sie in kleinen Gruppen auch selber ausprobieren. Was hatte wohl die Waldmaus dem Mäusebussard zu sagen?

Die Aufgabe, sich in das Handeln und Denken ganz anderer Organismen hineinzuversetzen und trotz Konkurrenz um Standort, Nahrung, Licht, Wasser usw. auch noch einen Konsens zu finden, war auf jeden Fall eine Herausforderung. Vielen Dank an Club Real für diese besondere Erfahrung!

Und vielen Dank auch den Kulturagenten sowie Kollektives Lernen, die diesen Nachmittag möglich gemacht haben, sowie Katharina Heilein für ihre sehr engagierte, inspirierende Begleitung unseres Projekts!